07 Jan
07Jan

Wir unterstützen Landwirte und Jäger bei der Absuche der Wiesen vor der Grünmahd. 

Rehwild gehört zu den häufigsten Wildarten in unserer Landschaft. Die Muttertiere gebären in der Regel ein bis zwei Kitze in den Monaten Mai und Juni. Nach der Geburt werden die kleinen Rehkitze von ihren Müttern zum Schutz vor Prädatoren im hohen Gras abgelegt. Besonders Wiesen in Waldnähe werden dabei von den Geißen als Kinderstube bevorzugt ausgewählt. Das Muttertier sucht die Kitze nur zum Säugen und
Reinigen auf, die restliche Zeit liegen sie gut versteckt im hohen Gras. In den ersten beiden Lebenswochen haben die Rehkitze keinen Fluchtinstinkt, sondern drücken sich bei Gefahr flach auf den Boden. Erst ab der dritten Lebenswoche sind sie in der Lage, bei drohender
Gefahr aufzustehen und zu flüchtenWährend der ersten Lebenswochen der Rehkitze beginnt
auch die Mähsaison. Dabei passiert es leider immer wieder, dass die Rehkitze von den Messern der Mähmaschinen verstümmelt oder getötet werden. Landwirte und Jäger, die sich dem Tierschutz verpflichtet fühlen, sind bemüht, dieses Leiden zu vermeiden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wiesen vor dem Mähen nach abgelegten Rehkitzen
abzusuchen.

In den letzten Jahren hat sich der Einsatz von Drohnen in Kombination mit Wärmebildtechnik auch im Bereich der Rehkitzsuche etabliert. Dieses Verfahren bietet Landwirten und Jagdausübungsberechtigten die Möglichkeit, zeitsparend und effektiv ihrer tierschutzrechtlichen Verantwortung gegenüber dem Wild nachzukommen. 


Ablauf einer Rehkitzsuche mit Hilfe von Drohnen 

Der Landwirt teilt dem Jagdausübungsberechtigten den geplanten Mähtermin mit.
Der Flug wird am Vortag durch das Team geplant.
Am Morgen des Mähtages wird die Wiese abgeflogen und gefundene Rehkitze werden           in Sicherheit gebracht.
Nach Abschluss der Mahd werden die Rehkitze in unmittelbarer Nähe der Wiese an einem
 deckungsreichen Ort freigelassen, damit sie auf der freien Fläche keine leichte Beute für      Prädatoren sind. 


Allgemeines 

Zunächst gilt es, ein paar Grundlagen zum
Verständnis und zu den Herausforderungen der
Rehkitzrettung mit Hilfe von Drohnen darzustellen.

 

1. Zeitpunkt:


Die besten Ergebnisse werden in den frühen
Morgenstunden erzielt. In diesem Zeitraum heben sich die
Wärmezeichnungen vom Wildköper am deutlichsten von
der Umgebung ab. Je höher die Umgebungstemperatur
wird, desto undeutlicher werden die
Temperaturunterschiede von einem Rehkitzkörper zu
beispielsweise einem Maulwurfshügel dargestellt.


2. Flugzeit:


Die verwendete Drohne wird mit Akkus betrieben und die
Flugzeit wird dadurch begrenzt. Je nach Gelände und
Temperatur werden in 10 min ca. 5,4 Ha Fläche
abgeflogen.


3. Wärmebildkamera:


Da die Rehkitze teilweise vom hohen Gras bedeckt sind, ist
eine normale Kamera für die Suche nicht ausreichend. Eine
Wärmebildkamera, bei einer Flughöhe von 45 Meter,
erfasst die Wärmezeichnung des Wildkörpers und ist daher
für eine erfolgreiche Suche unersetzlich. 



Flugverfahren - der wegpunktgesteuerte und der manuelle Flug


Manueller Flug: 

Bei diesem Verfahren steuert der
Drohnenpilot direkt die Drohne, ohne ein zuvor genau
definiertes System, über die zu kontrollierende Fläche.
Hierbei sollte erwähnt werden, dass dies bei nachlassender
Konzentration oder anderen externen Einflüssen zu einer
erhöhten Fehlerquote in der Abdeckung führen kann.


Wegpunktgesteuerter Flug:


Beim wegpunktgesteuerten Flug werden zuvor die zu
fliegenden Routen exakt definiert. Für die Drohne
bedeutet dies, dass sie nur diese Route abfliegt, um eine
möglichst flächendeckende Suche ermöglichen zu können.
Dadurch sind Fehler in der Abdeckung so gut wie
ausgeschlossen. 


Suchverfahren Rehkitzrettung


Während des Fluges sendet die Drohne Bilder der Wärmebildkamera auf einen separaten Bildschirm, wo sie der Pilot oder ein Helfer direkt auswertet. Wenn dieser eine Wärmesignatur erkennt, lässt der Pilot die Drohne über der Fundstelle schweben und ein weiterer Helfer geht in die Wiese, um das Rehkitz in Sicherheit zu bringen. Bei Bedarf wird ihm die genaue Position unterstützend per Funk mitgeteilt.


 Umgang mit den Rehkitzen

 

Handschuhe und Gras bei der Rettung


Die frisch gesetzten Jungtiere haben zum Schutz vor Prädatoren noch keinen Eigengeruch. Um diesen Schutz beizubehalten, dürfen die Rehkitze nur mit Handschuhen und einem großen Grasbüschel berührt werden.


Unterbringung der Rehkitze


Während der Mahd wird das Rehkitz in der Nähe der Wiese an einem schattigen Bereich in Sicherheit gebracht. Damit das Kitz an Ort und Stelle verbleibt, haben sich geschlossene, luftdurchlässige Behältnisse, wie z. B. Obstkisten mit Deckel oder Umzugskartons bewährt. Diese haben alle ihre Vor- und Nachteile (Gewicht, PackmaßWitterungsbeständigkeit, Abdunkelung etc.) und die Wahl hängt von den individuellen Gegebenheiten ab. Es ist aber stets auf den Zustand der Tiere, sowie auf eine ausreichende Luftzirkulation zu achten, um Hitzestau oder Sauerstoffmangel zu vermeiden. 


Jagdrecht/Tierschutzrecht 


Bei der Rehkitzrettung werden verschiedene Rechtsbereiche beteiligt. Zum einen das Tierschutzgesetz, nach dem niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf. Daher müssen alle Verantwortlichen dafür Sorge tragen, dass Rehkitze durch Mähmaschinen nicht zu Schaden kommen. Ergänzend dazu kommt das Jagdrecht zum Tragen, wonach der Jagdausübungsberechtigte zur Hege des Wildes in
seinem gepachteten Jagdrevier verpflichtet ist. Hier ist auch der Begriff der Jagdausübung definiert. Die Jagdausübung im Sinne des Jagd- und
Wildtiermanagementgesetzes Baden-Württemberg (§3) umfasst neben dem Erlegen und Fangen von Wildtieren auch das Aufsuchen und Nachstellen. Damit ist das Suchen
der Rehkitze mit einer Drohne (aber auch durch Ablaufen oder Absuchen der Wiese) „Jagdausübung“ im Sinne des Jagdrechts. Bei der Kitzrettung ist also in jedem Fall das
Einverständnis des Jagdpächters erforderlich.

Essenzieller Bestandteil der Rehkitzrettung ist daher die enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten! Landwirt, Jagdausübungsberechtigter und Drohnenteam sollten sich deshalb frühzeitig über geplante Maßnahmen austauschen, um dadurch auch flexibel auf
mögliche Änderungen im Mähablauf, etwa durch Regen, reagieren zu können. 

Sollten sich Landwirt und Jagdausübungsberechtigter bisher noch nicht kennen, sollte es selbstverständlich seindass der Jagdausübungsberechtigte vor der Mähsaison aktiv
den Kontakt zum Landwirt sucht. Dabei können Risikoflächen, in denen erfahrungsgemäß mit Rehkitzen zu rechnen ist, benannt und das weitere Vorgehen geplant werden.


Wir bedanken uns bei allen Beteiligten 

für die Unterstützung unserer Jährlichen Rehkitzrettung.


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